Für die Region, aus der Region
Teile dieser kleinen städtischen Perle gehören seit 2002 zum UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Der Luftkurort Lahnstein liegt fünfzehn Kilometer südlich vom historischen Koblenz entfernt und zählt gerade einmal 19.000 Einwohner. Eine märchenhafte Gegend, die geprägt ist von einer hohen Dichte an historischen Bauwerken, wunderschönen Wanderwegen und einem außergewöhnlichen Reichtum an Wasser. Viele kleine Bäche sprudeln abseits der Innenstadt, aber auch viele ergiebige Quellen – vier davon auf dem Grund der Victoria Heil- und Mineralbrunnen GmbH.
„2021 feiern wir unser 140-jähriges Bestehen, dabei reicht die Tradition der Brunnen in dieser Gegend eigentlich bis ins 14. Jahrhundert zurück“, betont Geschäftsführer Dirk Wöhner, der das Familienunternehmen seit 2010 leitet. Etwas abseits vom mittelalterlichen Kern des lauschigen Lahnsteins gelegen, führt der ehemalige Biologielaborant zusammen mit seiner Frau Anita und 25 weiteren Mitarbeitern den Betrieb, den sein Vater Albert Wöhner 1999 dem Braukonzern Beck & Co. abkaufte. „Mein Vater war lange Jahre als Vetriebsleiter für die Bremer Brauerei zuständig. Als diese Anfang 2000 vom belgischen Konzern Interbrew (heute Anheuser-Busch InBev) aufgekauft wurde, hat er den Mineralbrunnen übernommen.“
Fest in holländischer Hand
Die Geschichte des Lahnsteiner Mineralwassers reicht bis ins Jahr 1366 zurück. Schon damals war das kleine Städtchen für seine Sauerbrunnen bekannt. Im Laufe der Jahrhunderte versiegten einige davon, andere wiederum nahmen an Bedeutung zu. „Die Gegend um Lahnstein ist gegen den Rhein hin eben und hat sehr fruchtbares Feld. Auch zwei Mineralquellen und Sauerbrunnen bestehen nahe der Stadt“, schreibt der Großherzoglich Hessische Kirchen- und Schulrat Dahl aus Darmstadt in seiner Geschichte der Stadt Lahnstein aus dem Jahre 1827. Bereits ein Jahr zuvor erschien in Hamm ein Buch des Professors
Christian Friedrich Harleß, in dem zu lesen war: „Diese Brunnen verdienen es gar sehr, daß sie auch in weiteren Kreisen und dem ferneren Auslande nach ihrem arzneilichen Werte mehr gewürdigt werden.“
1879 berichtet der Lahnsteiner Anzeiger, dass der Privatier L. Best zusammen mit dem Techniker Jean Eigel aus Köln bei Probebohrungen auf seinem Grundstück auf eine ergiebige Quelle gestoßen sei, die er auf den Namen „Victoriabrunnen“ taufte. In unmittelbarer Nähe erbohrten die beiden findigen Herren dann noch eine weitere Quelle, der sie den Namen „Minerva“ verliehen. Drei Jahre später – im Jahre 1881, dem offiziellen Gründungsjahr des Unternehmens – verkaufte Best seine zwei Brunnen gewinnbringend an den in Rotterdam ansässigen Generalkonsul Carl Gustav Rommenhöller. Als erfolgreicher Unternehmer und Wegbereiter der sich Ende des 19. Jahrhunderts ausbreitenden Kohlensäureindustrie, verschaffte Rommenhöller dem Mineralwasser aus Lahnstein einen bedeutenden Absatz in seiner Heimat sowie in Niederländisch-Indien. Auch das holländische Königshaus zählte in jener Zeit zu den Hauptabnehmern des Victoria-Sprudels. Danach lag die Leitung des Brunnens in den Händen des Direktors J. L. Koolhoven, dem 1960 Dr. E. J. Bouw folgte – beide waren ebenfalls niederländischer Herkunft. Neben dem Victoria-Brunnen betrieb die Schwesterfirma „Rheinische Kohlensäure-Werke A.G. Oberlahnstein" den Verkauf von natürlicher Quellenkohlensäure. Später wurde der gesamte Betrieb an die Firma AGA-Gas Bad Driburg verkauft, 1987 folgte die Übernahme durch die Brauerei Beck & Co., Bremen.
Leider können wir die ganze Geschichte des Brunnens nicht mehr lückenlos nachvollziehen – durch zwei Kriege wurde ein Großteil wichtiger Bilder und Dokumente vernichtet“, so Dirk Wöhner. Bis heute ist der Geschäftsführer bemüht, wichtige Meilensteine in der Chronologie des Unternehmens aufzuspüren.
Fakt ist, dass wir über insgesamt vier Quellen – inklusive einer inaktiven Heilquelle – verfügen und die Qualität all unserer Wässer außerordentlich gut ist“, ergänzt Wöhner.
„Victoria 1“, die „Hauptquelle“, ist ein warmer (32 Grad Celsius) alkalisch-muriatisch-salinischer Säuerling, dessen Wasser aus der stolzen Tiefe von 450 Metern mit rund 1000 Litern pro Minute emporsprudelt. Das natürliche Mineralwasser zeichnet sich vor allem durch seinen großen Gehalt an Kohlensäure, doppelt kohlensaurem Natron und Chlornatrium aus. „Die Quelle versiegte insgesamt dreimal: 1919, 1935 und 1945. Beim letzten Mal wurde kriegsbedingt 85 Prozent der gesamten Anlage zerstört. Der Brunnen konnte jedoch immer wieder voll in Gang gebracht werden“, resümiert Dirk Wöhner. Für die Mitarbeiter baute man damals auf dem Betriebsgelände ein großzügiges Thermalschwimmbad, das heute jedoch unberührt da steht. „Trotz einiger heißer Sommer wird es leider schon lange nicht mehr von uns genutzt“, ergänzt Wöhner lachend. In sportlicher Hinsicht richten die Lahnsteiner ihre Energie auch eher aufs Wandern, denn aufs Schwimmen: „Rheinsteigwasser“ heißt eine aktuelle Marke des Victoria-Brunnens.
„Wasser wandert“ - Projekt Rheinsteig
Ein Cent pro Liter des Lahnsteiner Mineralwassers fließt direkt in Projekte der 320 Kilometer langen Wegstrecke zwischen Bonn, Koblenz und Wiesbaden. „Indem wir das Wasser in handliche PET-Flaschen abgefüllt haben, haben wir unsere Verbundenheit mit dem Thema Wandern noch zusätzlich unterstrichen“, betont Dirk Wöhner, der die Aktion 2014 ins Leben rief und es sich nicht nehmen ließ, die neuen Flaschen zwecks Produkteinführung vor Ort persönlich an den (Wanders-)Mann zu bringen. „Wir fühlen uns mit dieser wunderschönen Region am romantischen Rhein sehr verbunden“, so Wöhner weiter.
Da unsere Mineralwasserproduktion untrennbar mit diesem Ort verbunden ist, lag es auf der Hand, solch eine Initiative ins Leben zu rufen – beziehungsweise eine eigene Marke dafür zu kreieren.“
Obwohl das Unternehmen sein Produktportfolio bundesweit vertreibt, liegt das Hauptaugenmerk doch auf der unmittelbaren Umgebung. „Zahlreiche Gastronomen hier an Rhein und Lahn bieten unser hochwertiges Mineralwasser mittlerweile an“, sagt Wöhner. „Warum sollten wir da nicht unsere heimische Verbundenheit auch auf den Etiketten demonstrieren?“ Das Deutsche Wanderinstitut in Marburg hat den Rheinsteig mit dem „Deutschen Wandersiegel Premiumweg“ ausgezeichnet. Das Lahnsteiner Mineralwasser ist der einzige aktive Brunnen entlang dieser populären Wanderstrecke, die zu den eindrucksvollsten Deutschlands zählt. Ein Pfund, mit dem man durchaus wuchern sollte – für die Region, aus der Region.